
Fischbesatz in Schweizer Seen: Chancen, Risiken und nachhaltige Lösungen für die Sportfischerei
In vielen alpinen Seen der Schweiz, besonders im Kanton Tessin, ist es gängige Praxis, jedes Jahr Tausende junger Salmoniden – vor allem Forellen – auszusetzen, um den Sportfischern reiche Fänge zu garantieren.
Doch ist diese Praxis, bekannt als Fischbesatz in Schweizer Seen, wirklich immer hilfreich? Oder richtet sie mitunter mehr Schaden an – für die Ökosysteme und sogar für die Fischerei selbst?
Was ist Fischbesatz?
Unter Fischbesatz versteht man das künstliche Einsetzen von in Zuchtanlagen aufgezogenen Fischen in Seen und Flüsse. In den Schweizer Alpenseen handelt es sich fast ausschließlich um Salmoniden: Bachforellen, Regenbogenforellen und Saiblinge.
Das Ziel? Eine ausreichende Fischpopulation für die Sportfischerei in der Schweiz sicherzustellen – vor allem dort, wo sich die eingesetzten Arten nicht mehr natürlich fortpflanzen können.
Der Gedanke ist ehrenwert... aber ist wirklich alles Gold, was glänzt?
Die Kehrseite der Medaille
Eine Studie in zehn alpinen Seen im Tessin hat gezeigt, dass Fischbesatz tatsächlich zu mehr fangbaren Fischen führt. Doch es gibt Nebenwirkungen, die oft übersehen werden:
- Kleinere Fische: Mehr Individuen in einem nährstoffarmen Ökosystem bedeuten mehr Konkurrenz um Futter → langsameres Wachstum.
- Verändertes Verhalten: In stark besetzten Seen weichen Forellen in die pelagische Zone (tieferes, offenes Wasser) aus, da die Uferbereiche überfüllt sind.
- Gestörte Ökosysteme: Eine dauerhafte Einbringung von Fischen verändert Nahrungsketten und stört das ökologische Gleichgewicht des Sees.
Drei mögliche Szenarien des Fischbesatzes
Die Studie unterscheidet drei denkbare Effekte des Fischbesatzes in Schweizer Seen:
- Negativer Effekt: Zu viele Fische = zu wenig Futter = langsames Wachstum.
- Positiver Effekt: Eingesetzte Fische dienen als Beute für größere Räuber → deren Wachstum wird gefördert.
- Gemischter Effekt: Bis zu einem bestimmten Maß hilfreich, danach kontraproduktiv.
👉 Kurz gesagt: Einfach „mehr Fische einsetzen“ bringt keine bessere Fischerei. Es braucht ein Gleichgewicht.
Was ist die Lösung?
Viele Ökologen sprechen sich für einen adaptiven Ansatz aus: von See zu See, von Saison zu Saison beurteilen, ob ein Besatz wirklich nötig ist.
In manchen Fällen kann ein gezielteres, selteneres Einsetzen gesünderer, größerer und kampfstärkerer Fische zur Folge haben – und letztlich zu einem besseren Angelerlebnis führen.
Weitere Informationen bietet auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU), das die Bedeutung einer nachhaltigen und ausgewogenen Gewässerbewirtschaftung hervorhebt.
Fazit: Angeln ja – aber mit Verstand
Der Fischbesatz in Schweizer Seen kann ein wertvolles Instrument für die Sportfischerei sein – aber nur, wenn er verantwortungsbewusst durchgeführt wird.
Ein gesunder See ist nicht der mit den meisten Fischen, sondern der, in dem Natur und Fischerei im Einklang stehen.
Und das nächste Mal, wenn du den Köder in einen Alpensee wirfst, denk daran, was sich unter der Oberfläche verbirgt: eine Welt, die genauso viel Respekt verdient wie eine schöne Forelle an der Angel.
❓ FAQ zum Fischbesatz in Schweizer Seen
1. Was bedeutet Fischbesatz?
Es ist das künstliche Einsetzen von Zuchtfischen in Seen und Flüsse, um die Sportfischerei zu fördern.
2. Ist Fischbesatz immer vorteilhaft?
Nein. Kurzfristig steigen die Fänge, langfristig kann das Ökosystem leiden.
3. Welche Risiken birgt der Fischbesatz?
Überbevölkerung, Konkurrenz um Nahrung, verändertes Verhalten der Fische und Störungen im Nahrungsnetz.
4. Wer entscheidet über den Fischbesatz in der Schweiz?
Die kantonalen Behörden, meist in Zusammenarbeit mit Fischereiverbänden und Biologen.
5. Welche Arten werden am häufigsten eingesetzt?
Vor allem Salmoniden: Bachforelle, Regenbogenforelle und Saibling.
6. Gibt es Alternativen zum Fischbesatz?
Ja. Lebensraumverbesserungen und eine nachhaltige Fischereibewirtschaftung können den Bedarf an künstlichen Besätzen verringern.
Ticino Fishing Guides
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